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Rheumatoide Arthritis
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Schmerz bei Rheumatoider Arthritis

Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich die Gelenke betrifft. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenke an, was zu Entzündungen führt. Typische Symptome sind Gelenkschmerzen, Schwellungen, Steifheit und eine eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Gelenke. Diese Symptome können sich schubweise verschlimmern.

Chronische Schmerzen bei Rheumatoider Arthritis sind neben den körperlichen Einschränkungen die Hauptbeschwerden der Betroffenen. Ausgelöst durch Entzündungen der Gelenke, stellen diese eine hohe Belastung für Patient:innen dar. Weitere Faktoren können die Schmerzen auch unabhängig von der Schwere der Entzündung beeinflussen. So kann das Krankheitsprofil von Rheumatoider Arthritis sehr unterschiedlich aussehen.

“Es geht halt alles nicht mehr so schnell. Manches geht gar nicht, vieles nur mit Mühe. Es ist schon frustrierend, wenn man so viel nicht mehr machen kann, was andere machen können.”

Gegenüber:

“Die Schwellungen sind weg, die Entzündungen sind weg. Ich kann die Finger wieder vollständig bewegen.”

Wie Schmerzen bei Rheuma und ihren Formen entstehen, warum diese in Schüben und individuell unterschiedlich auftreten können und welche Therapien dagegen helfen können, erfährst du in diesem Artikel.

Rheumatoide Arthritis: der Schmerz im Alltag

Circa 1 von 100 Menschen ist von rheumatoider Arthritis betroffen, sie bildet damit die häufigste Form von Rheuma. Anders als bei Fibromyalgie sind bei dieser rheumatischen Erkrankung die Gelenke chronisch entzündet. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper. Rheumatoide Arthritis gehört somit zu den Auto-Immunkrankheiten.

Werden die frühen Warnsignale der Rheumatoiden Arthritis frühzeitig erkannt, kann der Ausbruch, der Verlauf und die Intensität der Erkrankung beeinflusst werden. Laut Expert*innen ist der optimale Diagnosezeitraum maximal 12-16 Wochen nach dem Auftreten der ersten Symptome der Erkrankung. Durch frühe medikamentöse Einstellung und Anpassung des Lebensstils, kann Rheumatoide Arthritis gut behandelbar sein. Leider ist die frühe Diagnose aufgrund von begrenzten Plätzen in rheumatischen Facheinrichtungen und mangelndem Zugang zu wichtigen Informationen nach wie vor schwierig. Viele frühe Warnzeichen, die der Körper den Betroffenen signalisiert, werden zu spät bemerkt oder nicht richtig eingeordnet, weshalb es erst später zu einer Diagnose kommt.

Wie lassen sich die Beschwerden bei Rheumatoider Arthritis behandeln?

Die Therapie bei chronischen Gelenkschmerzen besteht in der Regel aus der Kombination verschiedener Medikamente. Zum einen werden entzündungs- und schmerzhemmende “nicht-steroidale Antirheumatika” eingesetzt. Ergänzt mit Glucocorticoiden, wie Cortison, werden die Entzündungen der Gelenke behandelt. Mit Hilfe verschiedener Biologika wird versucht, die Auto-Immunreaktion des Körpers einzuschränken, indem pro-entzündliche Botenstoffe abgefangen werden. 97% der Betroffenen werden zusätzlich mit DMARDs behandelt. Das Akronym steht für disease-modifying anti-rheumatic drug, also auf deutsch: krankheitsmodifzierende antirheumatische Medikamente. Diese Medikamente setzen bei den Entzündungsprozessen im Immunsystem an und verhindern, dass die Gelenkstruktur angegriffen und zerstört wird. Allerdings tritt dieser Effekt nicht sofort ein. Es kann etwa 4-16 Wochen dauern, bis sich die Wirkung der Medikamente zeigt. Das übergeordnete Ziel dieser Therapie ist die Remission. Das bedeutet, dass die Entzündung kontrolliert ist und die Arthritis nicht weiter fortschreitet. Die Dosierung der Medikamente sollte regelmäßig unter ärztlicher Beratung eingestellt und angepasst werden, da Nebenwirkungen vorkommen können.

Der Wirkstoff Cortison sorgt bei vielen Betroffenen für eine Reduzierung der Gelenkschmerzen, da dieses die akute Entzündung stoppen kann. Das mag sich auf den ersten Blick gut anhören, allerdings ist eine langfristige Therapie mit Cortison mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Durch die Einnahme kann es im Körper zu Wassereinlagerungen kommen, was langfristig zu einer Gewichtszunahme führt. Diese kann zu einer vermehrten Gelenkbelastung führen, was wiederum kontraproduktiv für die ohnehin schon entzündeten Gelenke ist. Außerdem kann Cortison langfristig für poröse Knochen sorgen, da es sich in den Knochen einlagert und dort den Stoffwechsel des gesunden Knochenwachstums stört. Für die Schmerzbehandlung ist Cortison trotz der Nebenwirkungen ein häufig eingesetztes Medikament bei Patient:innen der Rheumatoiden Arthritis.

Die Therapie mit den beschriebenen Medikamente hat das Ziel, Schmerzen einzuschränken, sind aber nicht immer gleich wirksam. So kann es vorkommen, dass die Entzündung der Gelenke zwar im Griff zu sein scheint, die Schmerzen trotzdem fast nicht auszuhalten sind. Rheumatoide Arthritis hängt also individuell mit vielen verschiedenen Faktoren zusammen.

Dauerhafte Schmerzen können durch Entzündungen im Körper verursacht werden, die sich über die Gelenke hinaus ausbreiten. Zusätzlich kann das Schmerzempfinden der Patient:innen sensibilisiert sein, was wiederum das zentrale Schmerzempfinden verstärkt. Sind neben den Gelenken auch Nerven von Entzündungen betroffen, können neuropathische Schmerzsignale durch eine Fehlfunktion der betroffenen Nerven den Schmerz verstärken.

Was beeinflusst den Schmerz?

Schmerzen sind ein komplexes Phänomen und werden durch das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beeinflusst. Das verdeutlicht das sogenannte bio-psycho-soziale Modell. In der nachfolgenden Grafik siehst du die Faktoren, die einen Einfluss auf die Schmerzen haben können.

Darstellung des bio-psycho-soziale Modell bei Schmerzen

Dieses Modell sagt also, dass Schmerzen bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis nicht nur als rein biologisches Phänomen erkannt werden sollen, sondern auch psychologische und soziale Aspekte berücksichtig werden sollen. Was bedeutet das konkret? Ist man von Schmerzen betroffen können sie durch unterschiedliche Stellschrauben (Faktoren) beeinflusst werden.

  • Bio: Hierzu zählen die oben aufgeführten Medikamente.
  • Psycho: Psychologische Interventionen, wie kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken, Stressmanagement, Achtsamkeit und Akzeptanz, Erlernen von Bewältigungsstrategien kann die Schmerzempfindung positiv beeinflussen.
  • Sozial: Schaffung von unterstützenden sozialen Netzwerken, Selbsthilfegruppen, Einbinden von Familie und Freunden können (emotionale) Unterstützung bieten und so die Schmerzreduktion unterstützen.

Das Verständnis des Zusammenwirkens dieser drei Faktoren ermöglicht eine bessere individuellen Betreuung und Therapie von Rheumatoider Arthritis.

Was kann die mentale Verfassung positiv beeinflussen?

Ein gesundes Umfeld, möglichst wenig Stress und ein ausgeglichener Alltag können unterstützend zu der psychischen Gesundheit beitragen. Wie Betroffene mit dem Schmerz umgehen, unterscheidet sich natürlich von Person zu Person. Es gibt jedoch einheitliche, schmerzverbessernde Forschungsergebnisse, die vielen Betroffenen im Umgang mit ihrem Schmerz helfen: die Akzeptanz dieser. Achtsamkeits- und Akzeptanz-basierte Interventionen können durch das Vermitteln einer erhöhten Krankheitsakzeptanz einige Symptome der Rheumatoiden Arthritis verbessern. Dazu gehören die schmerzhaften Entzündungen, schlechte Stimmung, Angstzustände, und auch die Lebensqualität.

Mit der Akzeptanz der Schmerzen erlangen Betroffene also etwas Kontrolle über ihren Körper zurück. Diese Kontrolle kann durch das Konzept der Selbstwirksamkeit weiter intensiviert werden. In dem Artikel kannst du nachlesen, was Selbstwirksamkeit bedeutet und wie es den Umgang mit Schmerzen positiv beeinflussen kann.

Darstellung des Akzeptanz-Regler-Modell bei Schmerzen

Viele Wege mit dem gleichen Ziel: weniger Schmerzen und mehr Freiheit

Du hast nun viel über Symptome und Verlauf der Rheumatoiden Arthritis, die Schmerzentstehung und welche Faktoren mit der Schmerzverarbeitung zusammenhängen, gelesen. Ein einfaches, allgemein-gültiges Rezept gibt es leider nicht. Dennoch hast du hoffentlich neue Informationen mitnehmen können, welche dir entweder als Angehörige/r oder als Betroffene/r helfen.

In unserem Blog findest du weitere Artikel, die Informationen über die vielseitigen Symptome rheumatischer Erkrankungen, deren Verlauf und Methoden, mit chronischen Schmerzen umzugehen, enthalten.